Sonntag, 25. Mai 2008

Diplomatische Akademie in Teheran

Im Zuge des offiziellen Teils unserer Reise in den Iran stand auch ein Treffen mit StudentInnen der diplomatischen Akademie in Teheran auf dem Plan. Nach einem sehr stressigen Mittagessen in der hauseigenen Kantine (wir hatten aufgrund des Verkehrs in Teheran, wie immer, einiges an Verspätung) wurden wir in einen modern eingerichteten Sitzungssaal geleitet.
Gruppenbild-in-der-diplomatischen-Akademie-Teheran2
Als ich die Sitzordnung betrachtet und die Atmosphäre aufgenommen hatte, kam ich zum Schluss, dass dieses Treffen von iranischer Seite sehr ernst genommen wurde. Ich hatte mich auf ein lockeres Gespräch unter StudentInnen eingestellt und war daher zunächst etwas befremdet (wie naiv von mir).
Zunächst wurden von verschiedenen Professoren einige einleitende Worte gesprochen, danach folgte eine allgemeine Vorstellungsrunde. Dabei war auffallend, dass sich ein Mädchen mit "in the name of god, my name is...." vorstellte.
Danach wurden einige allgemeine Dinge besprochen, über Gemeinsamkeiten und Anschauungen zwischen Österreich und dem Iran.
Dann war es an der Zeit, dass sich die Professoren entschuldigten und den Raum verließen. Den Vorsitz übernahm eine iranische Studentin !!!, die sich in der vorangegangenen Debatte durch besondere Kommentare hervorgehoben hatte.
Nun entwickelte sich eine sehr angeregte und von gemeinsamen Interessen geprägte Diskussion. Doch als sich das Gespräch weniger gewünschten Themen zuwendete, betrat (ganz zufällig) ein junger Professor das Zimmer. Die Stimmung veränderte sich in Bruchteilen von Sekunden, die vorher so gesprächigen StudentInnen verstummten und trauten sich kein Wort mehr zu sagen. Der Professor fiel durch seine besonders gehässigen und untragbaren Wortmeldungen auf. So sagte er, man müsse Israel gar nicht von der Landkarte auslöschen, da es gar kein anerkannter Staat sei... und weitere Dinge, die ich jetzt nicht wiederholen möchte.

Auch von unsere Seite wurde das Gesprächsklima rauer und wir fielen in die, uns zugewiesene Rolle als "westliche Verbündete" zurück. Doch Max, ein sehr sympathischer und wortgewandter Mitreisender, versuchte das Gespräch zu retten, indem er wieder auf gemeinsame Ziele aufmerksam machte. Ich war darüber sehr froh, da es klar war: in diesem Rahmen wird keine sinnvolle Diskussion stattfinden können.

Als wir den Raum verließen, fiel mir dann noch der große Einwegspiegel am anderen Ende des Saals auf - Darum also betrat "Dr. Evil" den Raum just zu dem Zeitpunkt als das Gespräch etwas interessanter wurde. Zwischen Toilette und Ausgang entwickelten sich dann noch spannende und angeregte Gespräche zwischen iranischen StudentInnen und uns. Hier fühlten sie sich unbeobachtet und fragten uns Dinge wie:" Darf man bei euch wirklich nicht über den Holocaust sprechen" oder "Warum seid ihr alle nur pro USA/Israel und vergesst die Palästinenser" zu ihrem Überraschen, beantworteten wir alle fragen mit: "das stimmt so nicht".

Hier konnten wir sehen, wie stark die gegenseitigen Stereotype in den Köpfen verankert sind.
Nach diesem Treffen war ich ziemlich geschafft und befürchte, dass sich das offizielle Iran nicht so schnell ändern wird.

Iranisches Essen

Aash - traditionelles Eintopfgericht mit Spinat, wird überall und immer gegessen.

Ich war der einzige Vegetarier in unserer Gruppe und hatte daher von Beginn an einen schweren Stand. Dann kam ich auch noch in das Land der Carnivoren (lat. Fleischfresser). Vegetarismus hat sich in diesen Gefilden noch kaum durchgesetzt. Meine Bitte etwas ohne Fleisch zu bekommen wurde, so vermute ich zumindest, umgedeutet in:"Ich kann mir leider kein Fleisch leisten, und bestell darum Gemüse". Die Kellner waren immer bemüht mir "gratis" etwas Fleisch unter das Essen zu "schmuggeln", daher hatte ich kleine Fleischbällchen oder anderes unter meinem Reis versteckt. Dieses Versteckspiel hat "die Drei - eine verschworene Mädelsgemeinschaft" auch dazu veranlasst das typische Gericht der Iraner als "surp-rice" zu bezeichnen.

Einige typische Rezepte sind unter http://www.iranmania.com/travel/eating/ zu finden. Besonders zu empfehlen wäre Aash (siehe Bild), ein traditionelles und immer wieder wurde betont auch: vegetarisches (haha, man beachte die Zutatenliste) Eintopfgericht, welches immer und überall gegessen wird. Achtung aber vor Straßenverkauf im Iran -- siehe Magenbeschwerden.

Ansonsten khoshmaze - farsi für lecker

Die Achse des Bösen

Eine Woche liegt die Reise, in das unbekannte Land "islamische Republik Iran" - wie die offizielle Staatsbezeichnung lautet- schon zurück. Noch immer sind meine Gedanken und Emotionen ziemlich verwirrt und ich mich lassen die neugierig, offen und auch so freundlich geführten Gespräche mit den IranerInnen noch nicht los.

Wenigstens hab ich die Nachwehen (Magen) der Reise mittlerweile "fast" ganz hinter mir gelassen.

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